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Mittwoch, 23. Februar 2011

Einzelkatzen

Ich rege mich pausenlos über Leute auf, die sich eine (1) Jungkatze aus dem Tierheim, vom Züchter oder aus der Zeitung beschaffen und diese dann ohne Katzengesellschaft als Wohnungskatze halten.
Und dann naiv-dümmlich behaupten, dass ihre Katze die Gesellschaft einer anderen Katze nicht vermissen würde und glücklich wäre. Das wüssten sie ganz sicher. Ausserdem würden sie sich ja viel mit der Katze beschäftigen. Und überhaupt, Katzen wären Einzelgänger.
Dem ist nicht so. Katzen sind keine Einzelgänger, auch wenn sich dieses Gerücht immer noch hartnäckig hält und ganze Katzenthread-Horden dies immer und immer wieder behaupten.
Einzeln gehaltene Katzenkinder sind das Traurigste, was es gibt.

Erst kürzlich wieder. Jemand holt sich eine Rassekatze vom Züchter und erzählt, er würde ihr täglich etwas vorlesen, damit sie sich nicht langweilt. Trotz des Bildungsangebotes verhält sich die Katze nicht so, wie der Katzenkäufer es gerne hätte, sondern hockt zurückgezogen in der Ecke. Unverschämtheit von diesem Viech, schliesslich hat es Geld gekostet und funktioniert trotzdem nicht. 
Ja, ihr lest richtig. Nein, ich habe das nicht erfunden. Solche Leute gibts und die meinen das ernst. Auf die Frage, warum man denn kein zweites Kätzchen dazu genommen habe, kam die Antwort "Es hat mir beim Züchter optisch keine andere Katze zugesagt".
Aha, ich verstehe. Und eine schwarzweisse Kuhkatze aus dem Tierheim passt nicht zum Sofa und ein Tiger nicht zum Perserteppich und eine Glückskatze wäre der optische Supergau zu den Gardinen. *tilt*


Selbstverständlich mögen es die meisten Katzen, wenn man ihnen etwas vorliest, vorsingt oder einfach Märchen erzählt. Ich mache das mit meinen dauernd. Ich erfinde alberne Liedchen, baue die Namen meiner Katzen und meines Hundes in den Text ein und sie finden es toll. Katzen und Hunde finden es überhaupt toll, wenn Frauchen und Herrchen sich für sie zum Affen machen. Die Märchen von Schneeweisschen-Emmi und Rosen-Fiete oder Rosanäschen und dem kleinen Franzibär lassen sie sich auch zum 100sten mal gerne erzählen :D


Klar könnte man ihnen auch das Telefonbuch oder 'Die Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration' stattdessen vorlesen (nichts gegen Brecht!).
Aber weil man dabei selbst nicht so viel Spass hätte, hätten die Katzen ihn auch nicht. Die merken sehr wohl, wenn ihre Menschen gut drauf sind und lassen sich gerne von guter Laune anstecken.

Aber, bitteschön, wie merkbefreit muss man sein um zu glauben, dass man als Mensch einer Katze die Gesellschaft zumindest einer zweiten Katze ersetzen kann?
Denn dass das nicht geht, weiss jeder mittlerweile, im Zeitalter des Internets und der unzähligen Katzenforen und Katzenblogs und der Aufklärungsarbeit von Tierschutzvereinen. "Aber ich dachte, Katzen wären Einzelgänger", das konnte man vor 10 Jahren noch behaupten. Heute nicht mehr.
Wenn jemand mit dem Gedanken spielt, sich Tiere anzuschaffen, erkundigt man sich im Vorfeld, welche Lebensbedingungen diese Tiere brauchen, oder? Egal ob das nun Hamster oder Vögel oder Katzen sind. Und wenn man das tut, kommt man nicht an der überall plakatierten und in Endlosschleife runtergebeteten Info vorbei, dass man Wohnungskatzen nicht alleine halten soll, weil sie keine Einzelgänger sind.

Natürlich gewöhnen sich Katzen an Einzelhaltung. Sie vergessen früher oder später, dass es ausser ihnen noch andere Katzen auf der Welt gibt. Aber man nimmt ihnen damit ein riesengrosses Stück Lebensqualität weg.

Tierheime sind voll mit Katzen, die aus Einzelhaltung stammen und die auch nur wieder als Einzelkatzen vermittelt werden können. Wenn denn nun jemand unbedingt eine einzelne Katze möchte, so möge er doch bitte auf einen dieser armen Tröpfe zurückgreifen, die durch irgendeinen Idioten ahnungslosen oder gleichgültigen Menschen schon zum Soziopathen gemacht wurden.  Aber sich nicht ein Kitten holen und das in Einzelhaft halten! Verdammich nochmal!


Mit der Einzelhaltung müsste es so laufen, wie früher mit Pelzmantelträgerinnen. "Waaaas, du trägst Pelz? Igitt, wie abscheulich". Das wurde den Pelz-Tussis allerorten oft genug an den Kopf geworfen und irgendwann konnte man zuschauen, wie ein Kürschnerladen nach dem anderen zumachte und Webpelze in Mode kamen. 
"Waaaas, du hast eine Einzelkatze? Wie abscheulich, wie kannst du nur?". Immer feste druff ist die Devise. Anders lernen es solche Leute nicht.


13 Kommentare:

  1. Du meinst wirklich du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen.

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  2. Hallo Anonym. Schön, dass du hierher gefunden hast. Machs dir bequem. :D

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  3. "Tierheime sind voll mit Katzen, die aus Einzelhaltung stammen und die auch nur wieder als Einzelkatzen vermittelt werden können"

    Proppenvoll. Supertolle Felle sind da dabei. Aber Du hast den Tierheimfaktor vernachlässigt: 1. sind die nicht mehr so klein und süß und putzelig ("beeeebiiiiieh") und 2. müssen die ja nen psychischen Knall haben, wenn die da her kommen, aus dem Tierheim.. ;-)

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  4. Und man kann nicht damit angeben, wieviel Geld man für sie beim Züchter gelassen hat.

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  5. Aber aber, da gehts doch nicht ums Geld - da geht es um die typischen Charaktereigenschaften und/oder eine bestimmte Optik, manchmal auch um einen Wunschtraum ("ich wollte schon immer einen Norweger") - aber das führt ja am Einzelkatzenthema vorbei.

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  6. Tja, nun. Wenn nicht Trilliarden Wegwerfkatzen auf der Strasse oder im Tierheim hocken würden, hätte ich gerne einen Bengalen. Oder einen Norweger oder eine Ragdoll ;)

    Und was hab ich? Eine Sehbehinderte, die den ganzen Tag Gugu machen will, einen Adipösen mit Blumenkohlohren, der anfängt zu plärren wenn er nicht 24/7 Aufmerksamkeit bekommt, eine Diva im Rentenalter, die an meinem Rockzipfel festgewachsen ist, drei Zerstörer, eine, deren Nase länger ist als die der Blauen Elise, und so weiter. Es ist zum Heulen. Keine dabei, die was her macht :/

    Irgendwann, wenn das Kastrationsgesetz durch ist und es auf der Welt keine armen Streunerkatzen mehr gibt und die Tierheime wegen Unterfüllung geschlossen wurden, kaufe ich mir eine Rassekatze, die dann dekorativ auf dem Fensterbrett sitzen und gut aussehen muss. So.

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  7. pausenlos? *puh* DAS ist anstrengend ;)

    Ansonsten ist mir das ein zu komplexes Thema für einen Blogkommentar :-D

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  8. Komplex? Ich sehe es so: zur Einzelhaltung von Kitten (als Wohnungskatzen) gibt es keine zwei Meinungen.
    Ich hätte das Posting auch auf einen Satz kürzen können, der wäre genauso aussagefähig wie der lange Sermon, den ich getppselt habe: Wer Kitten in Einzelhaft hält, ist ein Arsch. Wäre völlig ausreichend gewesen. Aber ich hatte gerade beim Nafu füttern und Kaklo putzen noch ein paar übrige Buchstaben gefunden :D

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  9. Hast Recht - in dem Punkt gehen wir 100% konform. Wohnungs-Einzelhaltung von jungen gesunden Katzen ist ohne jede Diskussion Tierquälerei.

    Die andren Punkte, die ich hier rauslesen könnte aus Beitrag und Kommentaren .... (ich bin vom-Hölzken-zum-Stöcksken-Plaudertasche mit Fettnapf-Treffsicherheit, wenn ich mich nicht schwer beherrsche) ... puh ... nee, ich fange nicht doch noch davon an ...

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  10. richtig! wobei auch die züchter und tierheimleute verantwortung zeigen sollten und niemals ein kitten alleine vergeben dürften. ich hoffe, dass das irgendwann mal ganz normal wird -> entweder zwei (mehr geht natürlich auch) oder keines.

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  11. Lizzy, meinst du die Zuchtkatzen?
    Klar, darüber kann man vortrefflich streiten. Aber, eigentlich habe ich nichts gegen Rassekatzen, viele davon finde ich wunderschön.
    Mich stört es nur granatenmässig, wenn das dann auch noch ein Punkt ist, der zur Einzelhaltung beiträgt: "zwei Rassekatzen konnte ich mir nicht leisten, deshalb habe ich nur eine". Oder "mir sagte optisch keine andere Katze zu, deshalb muss meine alleine bleiben".

    Und ich für mich sage eben darüberhinaus, dass ich es nicht ertragen kann, so viele Strassenkatzen und Tierheimskatzen UND (nächster Punkt, über den man hervorragende zoffen könnte ;)) Katzen aus dem Auslandstierschutz gibt, die dringend ein Zuhause brauchen zu sehen und dann zum Züchter zu laufen und mir eine Rassekatze zu holen.
    Mögen andere anders sehen. Ich sehe es eben so ;)

    Anonym, damit hast du völlig recht. Leider gibt es immer noch Tierschutz-Organisationen, die Kitten in Einzelhaltung geben. Aber viele tun es auch nicht mehr, zum Glück.

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  12. HA - da hast du wirklich gleich ziemlich viele Streitbegriffe_

    - Rassekatzen (spezill Bengalen)
    - Auslandstierschutz
    - Kastrationspflicht
    - Wohnungskatze

    in den Ring geschmissen. Stimmt. Viele davon wären treffliche Einzelstreitpunkte mit Potenzial und ich schätze, wir beide kämen dabei nicht allzu oft auf einen Nenner ;-)

    Mir fallen noch mehr davon im gleichen Umfeld ein, die nicht explizit genannt wurden.

    Aber ich schlage vor: treffen wir uns blogtechnisch besser bei den gemeinsamen Nennern:

    - keine Einzel-Wohnungshaltung
    - Laotse


    ;-)

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  13. Die Bengalen.... ich habe keine Ahnung von Bengalen, von Katzenrassen überhaupt ;)
    Bei Hunden sieht das anders aus.

    Auslandstierschutz, klar, immerwährendes Streitthema. Nicht zu klären, die einen so, die anderen so. So lange man überhaupt was tut, sind mir beide Meinungen recht. Für mich persönlich gibt es beim Tierschutz keine Grenzen.

    Kastrationspflicht. Da gibts nun überhaupt keine zwei Meinungen in meinen Augen. Nicht, so lange die Ist-Situation so katastrophal ist, wie sie ist.

    Wohnungskatzen. Hängt viel vom Umfeld ab. Ich wohne sehr ländlich, eigentlich ideal für Freigänger. Wir haben aber ringsrum Garten-Nazis als Nachbarn, die nur deshalb nicht gegen die Wildlinge vorgehen, weil sie keinen Ärger wollen. Und Jäger und Hunde, die Katzen jagen. Und so weiter.

    Aber der Laotse ist immer gut. Eigentlich sollte man sich den ausdrucken und über den Monitor hängen. Würde zumindest mir nicht schaden. :D

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