Montag, 21. Februar 2011

Wildlinge fangen

Wildlinge mit der Falle fangen ist manchmal spannend, manchmal nervenaufreibend, aber grösstenteils laaaaangweilig. Man wartet und wartet und wartet....und wartet.
Ich stelle die Falle eigentlich nie unbeaufsichtigt auf, und wenn, dann nur für ganz kurze Zeit. Es kann sich immer mal eine Katze ein Beinchen oder den Schwanz einklemmen und in so einem Fall sollte man schnellstens zur Stelle sein.
Manche Wildlinge rasten so dermassen aus, wenn die Falltüren runterknallen, dass man sie so schnell wie möglich in einen Kennel umsetzen muss, damit sie sich nicht selbst verletzen. Vor allem in Gitterfallen flippen sie gerne aus, weil sie darin wie auf dem Präsentierteller gefangen sitzen, in Holzfallen bleiben sie wesentlich ruhiger. Ich habe leider nur eine Gitterfalle.

Am bequemsten sind solche Fang-Aktionen natürlich hier im Garten. Durch unsere Futterstelle kommen immer mal wieder neue, noch nicht kastrierte Tiere vorbei und sobald wir eines sehen, wird die Falle aufgestellt.

Es gibt dann solche Kandidaten wie Hermann, den man ständig davon abhalten muss in die Falle zu gehen. Hermann ist für den grössten Teil der vielen Schwarzweisslinge hier im Dorf verantwortlich. Drei seiner mutmasslichen Kinder sind Fiete, Klara und Lottchen, die alle wie Hermann-Klone aussehen.
Als wir ihn gefangen hatten und zum Tierarzt brachten, klebte ich ein Zettelchen "Vorsicht! WILD!!!" auf den Kennel und sagte der Tierärztin auch extra nochmal, dass dieser Kater wirklich kein Sonnenschein ist und sie aufpassen sollten. Denn es gibt solche und solche Wildinge, die einen sind wild, die anderen sehr wild. Und es gibt Hermann.

Als ich ihn dann abends wieder abholen wollte, fand ich zwei Tierarzthelferinnen und eine Tierärztin mit dick verpflasterten und verbundenen Händen und Armen vor und als ich fragte, ob das Blutbad etwas mit Hermann zu tun haben könnte, sprangen sie mir fast ins Gesicht :D
Er war beim Umsetzen aus dem Kennel in die Behandlungsbox, in der er in Narkose gelegt werden sollte, entwischt und hatte die komplette Praxis aufgemischt. Ein Hermann lässt sich halt nicht einfach mal eben so ohne Gegenwehr entmannen. Sie brauchen eine geschlagene Stunde um ihn wieder einzufangen, was ihnen schlussendlich mit einem Kescher gelang, und nochmal eine Stunde, um runtergerissene Regale, kaputte Blumentöpfe, zerhauene Medikamentenflaschen aufzuräumen und sich selbst zu verarzten.
Seine Tochter, unser puscheliges und total verschmustes Lottchen, zog die gleiche Nummer ab, damals, als sie noch ein schwerkranker Wildling war.

Hermann hasst mich seitdem. Er kommt täglich zum Futtern, würdigt mich aber keines Blickes. Er sitzt abends mit seinen zerfransten Blumenkohlohren unter einem Baum, beobachtet mich, aber sobald ich in seine Richtung schaue, dreht er demonstrativ den Kopf weg. Das heisst soviel wie "Du fieser Eierdieb, stell das Futter hin und verzupf dich wieder".
Für eine Portion Thunfisch würde er aber jederzeit wieder in die Falle gehen. Der Kater hat halt Prinzipien.
 
Dann gab es da noch einen Wildling namens Bullennase, der einer der Helferinnen einen halben Finger amputierte. 
Ein anderer Wildling zerlegte mir auf der Fahrt zum Tierarzt das Auto. Sein Kennel stand auf dem Rücksitz und während dem Autofahren konnte ich hören, wie er die Rückseite des Fahrersitzes zerfetzte. Als er damit fertig war, nahm er sich des Rücksitzes an. Das war überhaupt ein sehr nettes Kerlchen, er wird mir ewig in Erinnerung bleiben, obwohl das schon 10 Jahre her ist. Als er in der Falle sass, spuckt er vor Zorn wie eine Kobra und tobte so, dass die schwere Falle anfing zu hopsen.

Die allermeisten Wildlinge geben aber keinen Mucks von sich, sobald sie von der Falle in den Kennel umgeladen wurden.

Wenn sie tagsüber in die Falle gehen, bringe ich sie noch am gleichen Tag zum Tierarzt. Wenn sie abends reingehen, dann halt am nächsten Morgen. Ein paar Stunden später hole ich sie wieder ab und stelle sie mitsamt Kennel in einen ruhigen, abgedunkelten Raum. Kater müssen 12 Stunden drin bleiben, Mädels 24 Stunden. Wenn die Zeit um ist und sie einen wachen und stabilen Eindruck machen, lasse ich sie dort wieder laufen, wo ich sie gefangen habe, also entweder hier im Garten oder auf dem jeweiligen Bauernhof.

Schwer zu fangen sind trächtige Katzen und verletzte Katzen. Die sind extrem vorsichtig.


Aus der Falle in den Kennel:

Vom Tierarzt zurück, das Schätzchen wird wieder freigelassen:


Er hier gehört auch in die Kategorie Wiederholungstäter:

Er sitzt dann gemütlich in der Falle und denkt nicht dran, da wieder raus zu wollen, bis er das Katzenfutter bis auf den letzten Krümel verputzt hat.
Wegen ihm und seinen Kollegen musste ich die Werkstatt, in der das Futter für die Wildlinge steht, igelsicher machen, also ein 50 cm hohes Brett vor die Türe nageln, damit die Stachler nicht mehr rein kommen. Igel sind nämlich kleine Schweine. Die setzen sich mitten ins Futter, fressen vorne und kacken hinten, gleichzeitig.
Die Igelbande bekommt seitdem ihre Leckerchen unter einer Hecke serviert, da können sie rumsauen wie sie wollen. 
Übrigens, den Spruch "dir huste ich was" muss jemand erfunden haben, der streitende Igel beobachtete. Die kratzen oder beissen sich nämlich nicht wenn sie Zoff haben, sondern husten sich an.
Wenn ihr also Igel husten hört, nicht gleich mit Kamillentee angerannt kommen, sondern erstmal abchecken, ob ein zweiter Igel in der Nähe sitzt und böse guckt ;)

3 Kommentare:

  1. Der Igel :D
    Schön wie du dich einsetzt.

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  2. Herrmann, der Knaller *Tränchenlach*
    Das mit den Igeln wusste ich auch nicht.

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  3. Anonym, bist du das, Frau Hovi? Schickst du mal deinen Dings zu den Doggies?

    Geli, musst du mal beobachten. Im Sommer am Abend spazieren gehen oder in den Garten sitzen. Sie husten nicht sehr laut, aber man hört das in einigen Metern Entfernung immer noch gut. Sind immer Igelmänner, die sich zöffeln.

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