Donnerstag, 29. September 2011

Artgerechte Katzenernährung – Trockenfutter, ein Muss? (Teil 1)

Artgerechte Katzenernährung – Trockenfutter, ein Muss?

Gedankengänge einer Katzenhalterin

Die Autorin dieses Artikels ist nur eine Adeptin der Katzenernährung und hat deshalb die Weisheit nicht für sich gepachtet. Sie hat nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben und ist für Korrekturen und Verbesserungsvorschläge offen.

Die Ernährung einer Katze ist ein vielschichtiges, komplexes Feld, dessen Vielfalt durch das bloße Hinknallen einer Schüssel, angefüllt mit Indoor-, Outdoor-, Gold-, Kitten- und Senior-Produkten (die theoretisch keinen wirklichen Sinn erfüllen und nur eine bloße Marketingstrategie darstellen) nicht Genüge getan wird.
Das natürliche Bedürfnis nach Bequemlichkeit verführt die meisten Menschen (mich damals ebenfalls) zum Griff zur Trockenfutterpackung. Weshalb sollte es dieser Ernährungsform auch an irgendetwas mangeln?  "Ausgewogene Nahrungskomponenten, wissenschaftliche Erkenntnisse und lebenswichtige Kohlenhydrate aus Getreide" können doch nur dem Wohlsein einer Katze dienen. Die netten Infotexte auf der bunten Packung lügen doch nicht.
Und dann ist da die Tierärztin, die der Katze auf dem Behandlungstisch vorsorglich Trockenfutter-Bröckchen hinstreut, Elogen auf die Packungen im Regal hinter sich schwingt und diese für ein nettes Salär weiterverkauft. Eine studierte Dame muss doch schließlich qualifizierte Grundkenntnisse besitzen, oder etwa doch nicht? Kann es sein, dass uns all dies nur eine trügerische Sicherheit vorgaukeln soll?

Betrachten wir es rein logisch:

Als reiner Karnivore (exakt: Beutetierfresser) hat sich die Katze auf Nahrung tierischen Ursprunges reich an tierischen Proteinen und arm an Kohlenhydraten spezialisiert, wobei letzteres auch in der enzymatischen Ausstattung der Katze begründet liegt. 
In freier Natur reißt sie kleine Säugetiere, Vögel und mitunter Reptilien. Sie wurde jedoch selten dabei gesichtet, plündernd und brandschatzend ganze Getreidefelder und Kornkammern auszurauben und sich mit den erhaschten Kornfrüchten den Magen vollzuschlagen.
Der Grund dafür ist ganz simpel und dürfte jedem Grundschul- oder Kindergartenkind gewahr sein: Sie ist ein Raubtier, kein Pflanzenfresser. Sie ist ein hochgradig spezialisierter Fleischfresser und weist einige Besonderheiten hinsichtlich ihrer Ernährung und ihrer Anatomie von Hunden und Menschen. 
Hunde sind Omnicarnivoren (Präventiver Hinweis: Von vegetarischer Hundeernährung halte ich rein gar nichts.), d.h., sie sind in der Lage auch in Notzeiten von pflanzlichen Bestandteilen zu überleben und der Mensch selbst kann sich gänzlich mit einer vollkommen fleischfreien Ernährung begnügen, wenn diese richtig durchgeführt.
Die Katze aber ist wie erwähnt ein reiner Carnivore und besitzt diese Fähigkeit nicht, da nur tierische Proteine die größte biologische Wertigkeit für sie haben, während die Wertigkeit von pflanzlichen Proteinen eher gering ausfällt.
Dieser grobe Blick auf die ursprüngliche Ernährung einer Katze offenbart erste Diskrepanzen zu den hübsch aufgereihten Beutelchen und Tütchen im Supermarkt:

Beutetier/Rohfleisch: hoher Fleischanteil, geringer Kohlenhydratanteil, viel Feuchtigkeit
Trockenfutter: geringer Fleischanteil, hoher Kohlenhydratanteil, wenig Feuchtigkeit

Ein erstes, leises Ticken dürfte in den Gehirnwindungen einsetzen. Moment Mal, das exakte Gegenstück zur artgerechten Ernährung soll tatsächlich gesund sein?

Die Katze ist nur bedingt in der Lage, Nutzen aus pflanzlichen Bestandteilen zu ziehen. In freier Wildbahn wird sie mit kaum mehr als 0-3% pflanzlichen Bestandteilen (befindet sich bereits aufgeschlossen im Mageninhalt der Beute) konfrontiert und Kohlenhydrate selbst sind für das Überleben einer Katze oder für die Aufrechterhaltung des Blutzuckerspiegels absolut nicht notwendig.
Ein übliches Trockenfutter enthält aber oftmals bis zu 20-50% pflanzlicher Bestandteile und ist somit überreich an Getreide/Kohlenhydraten wie Weizenmehl, Maisstärke, Maiskleber und Sojaproteinen. (Soja ist nebenbei bemerkt im hohen Maße für eine mögliche spätere Allergieausprägung bei einer Katze verantwortlich.)
Der Anteil verdaulicher Kohlenhydrate im Futter(korrekt: Nfe) lässt sich durch eine ziemlich simple Rechnung ermitteln:

100% – Rohasche% – Rohfaser% – Rohfett% – Rohprotein% – Feuchtigkeit= Nfe

(Hinweis: Bei einigen Nassfuttersorten erhält man bei Anwendung dieser Rechnung unrealistische Minus-Werte. Kretakatzen.de bemerkt, dass dies auf Fehler in den Analysedaten der Hersteller schließen lässt.)

Beispielrechnung anhand der abgerundeten %-Angaben eines „guten“ Trockenfutters:                         

100% – 7% – 3% – 15%–33% – 7%= 35%

Der enorme Überschuss an pflanzlichen Bestandteilen erklärt weiterhin auch den augenscheinlich hohen Rohproteingehalt eines Trockenfutters, der von den Herstellern gern zur Schau getragen wird. Bei der Angabe des Rohproteingehalts wird nicht zwischen pflanzlichen und tierischen Proteinen unterschieden, sondern nur ein einziger, gemeinsamer Wert angegeben. 
Wie eingangs erklärt, können Katzen aufgrund des für sie unvollständigen Aminosäurenprofils der pflanzlichen Proteine (z.B. zu viel Glutamin, zu wenig Arginin und Lysin) recht wenig mit ihnen anfangen; sie benötigen (hochwertige; denn auch hier gibt es Qualitätsunterschiede)tierische Proteine, die ein für sie ausgewogeneres Aminosäurenprofil (insbesondere bestimmt über den Gehalt an essentiellen Aminosäuren) aufweisen.

Es hat mitunter den Anschein, als ob tierische Proteine mitunter zu kostenintensiv für gewisse Hersteller wären, weshalb diese billige Proteinquellen aus pflanzlichen Bestandteilen wie Soja und Reis vorziehen. Den Herstellern ist die unterschiedliche biologische Wertigkeit von pflanzlichen und tierischen Proteinen für die Katze bewusst, die sie selbstverständlich auszugleichen versuchen. Durch geschickte Kombination und Verarbeitung einzelner Aminosäuren, die allerdings oftmals pflanzlichen Ursprungs sind, soll dabei eine günstige Aminosäurenzusammensetzung erreicht werden.
Die  schiere Menge pflanzlicher Bestandteile und die geringe biologische Wertigkeit von pflanzlichen Proteinen für Katzen überfordert die Verwertungskapazität und zieht unabsehbare Konsequenzen nach sich.

Hauptproblem dabei bildet der Überschuss von Kohlenhydraten, die im Katzenfutter in verdaulicher oder unverdaulicher Form vorliegen. Die Crux bei deren Verwertung im kätzischen Organismus könnte man wie folgt erklären: (Zu viele verdauliche) Kohlenhydrate werden aufgenommen bzw. die jeweilige Nahrung im Mund zerkaut. Im Speichel selbst fehlt der Katze das Enzym Amylase, das normalerweise für den ersten Abbau von Vielfachzuckern genutzt wird. (Man mag mich berichtigen, aber vielleicht können Katzen u. A.  deshalb keine Süße schmecken, weil durch die fehlende Amylase im Speichel gar keine Zuckermoleküle im Mund entstehen können?)

Kohlenhydrate werden nun also im Folgenden mit Hilfe der in der Bauchspeicheldrüse enthaltenen Amylase gespalten. Es entsteht dabei Glucose (Monosaccharid, aus dem der Körper Energie gewinnt), welches über die Dünndarmschleimhaut resorbiert wird. (Hinweis: Ein Problem hierbei ist nun, dass Katzen zum Energiegewinn hauptsächlich Fette und Proteine verbrennen. 
Weiteres Problem: Somit wurde/wird bereits genügend Glucose bei der Desaminierung bestimmter Aminosäuren bzw. aus tierischen Proteinen gewonnen. Zu dieser bereits gewonnenen Menge kommt nun aber die aus Kohlenhydraten gewonnene Glucose hinzu, die somit einen Überschuss darstellt und entsprechend eingelagert werden muss.)
Über eine Vene (Pfortader) wird die Glucose nun zur Leber transportiert. Normalerweise (sprich Omnivoren) sind zwei Leberenzyme – nämlich Hexokinase und Glucokinase – für die weitere Phosphorylierung von Glucose zuständig. Hexokinase wird aktiv, wenn kleinere Mengen Glucose „angeliefert“ werden, Glucokinase kommt bei größeren Mengen zum Einsatz. Bei der Phosphorylierung generell wird freie Glucose zu Glucose-6-Phosphat umgewandelt, das später einen Ausgangspunkt für die Entstehung von Glykogen bildet – dem "Speicherformat" der Glucose. Die Katze zeigt allerdings praktisch keine Glucokinaseaktivität, sondern lediglich eine Hexokinaseaktivität.
Die Katze besitzt also nur ein einziges Leberenzym (Hexokinase) für diesen Prozess und kann deshalb Glucose schlechter zu Glykogen umwandeln als andere Lebewesen, die zwei  dieser für diesen Prozess verantwortlichen Enzyme besitzen Als Folge verbleibt überschüssige Glucose im Organismus und wird später zu Fett umgewandelt und im Fettgewebe eingelagert.
Resultat: Übergewicht und Diabetes können entstehen.
Unverdauliche Kohlenhydrate werden auf der Dose unter dem Begriff Rohfaser zusammengefasst.

Bei meiner Recherche bin ich auf einige Artikel gestoßen, die wissenschaftliche Studien geschildert haben, die bei Untersuchungen herausgefunden haben sollen, dass eine Ernährung reich an Kohlenhydraten im direkten Zusammenhang mit Krebs/Tumorentwicklung stehen würde. Man geht davon aus, dass einige Tumorarten Kohlenhydrate/Glucose zur Energiegewinnung heranziehen und dass Kohlenhydrate erst die Entstehung bestimmter Tumorarten fördern würden. Low-carb-Ernährung hingegen würde den Tumoren ihre Lebensgrundlage entziehen und sie auszehren. Darüber hinaus würde eine low-carb-Ernährung die Entstehung einer hohen Menge von Krebsinhibitoren fördern.
Bislang wurde dies nur in einer Studie mit Labormäusen bestätigt und es gibt erste zaghafte Projektversuche bei  der Therapie menschlicher Krebspatienten. Obwohl sich bislang keine Bestätigung für dieses Theoriegeflecht finden ließ und man nicht alle Kohlenhydratarten über den Kamm scheren kann, so ist es sicherlich nicht grundlegend falsch, einige Minuten an Gedankenkraft diesbezgl. aufzuwenden.

Doch nicht nur ein Überschuss von Kohlenhydraten könnte die Gesundheit der Katze auf Dauer gefährden.
Ein Schweizer Katzenfuttertest hat festgestellt, dass alle getesteten Trockenfutterprodukte übermineralisiert sind. (Siehe Rohaschegehalt des Futters. In meinen Augen sollte die obere Grenze für Rohasche im Futter bei max. 2,5% liegen.)
Viele Mineralien bedeuten nicht zwangsläufig viel Gut.

Für den Abbau von Mineralien sind die Nieren zuständig. Werden die Nieren mit einem hohen Mineralienanteil konfrontiert, so müssen sie eine entsprechend hohe Leistung zum Abbau desselben erbringen. Muss diese Leistung dauerhaft auf dem gleichen Niveau aufrecht erhalten werden, kann diese Überbelastung der Nieren langfristig betrachtet zu Nierenerkrankungen führen.
Das Produkt mit dem „niedrigsten“ Übermineralisierungsgrad in diesem Test war „nur“ um 180% übermineralisiert, der stärkste Übermineralisierungsgrad betrug unglaubliche 470 %.

Während natürliche Beutetiere zu fast 70% aus Wasser bestehen, weist Trockenfutter nur einen Feuchtigkeitsanteil um 3-7% auf. Schenkt man den wissenschaftlichen Berichten Glauben, dann stammt die heutige Hauskatze u. A. von der Falbkatze ab, die ursprünglich in Halbwüsten und Steppen beheimatet war. Die Wasservorkommnisse dieser Gebiete waren begrenzt, weshalb die Natur die Falbkatze logischerweise mit der sinnvollen Eigenschaft ausgestattet hat, einen Großteil ihres Flüssigkeitsbedürfnisses über die erjagten Beutetiere zu decken. Die heutige Hauskatze unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht von ihren Ahnen.
Es entspricht schlichtweg nicht ihrer Natur, dauernd flüssigkeitsarme Nahrung aufzunehmen. Obwohl Trockenfutter-Katzen ihre Flüssigkeitsaufnahme (logischerweise) erheblich steigern, können sie das entstandene Wasserdefizit nicht gänzlich ausgleichen. Sie müssten bei exzessiver Trockenfutterfütterung das  3-4fache der normalen Wassermenge aufnehmen; ein enorm hoher Bedarf, der aufgrund seiner  schieren Menge nicht zu bewältigen ist. Tatzenladen.de hat dies sehr gut erklärt und tabellarisch aufgelistet, weshalb ich mich als extrem schwacher Rechner einfach einmal aus der Verantwortung ziehe und darauf verweise. http://www.tatzenladen.de/infoseiten/durst.html

Das Wasserdefizit liegt zum einem darin begründet, dass Katzen von Natur aus eher „schwache Trinker“ sind. Zum einem ist es vielleicht möglich, dass ein zu hoher Anteil von Rohfasern, (der in manchen Trockenfuttersorten zu finden ist) während geringe Mengen die Peristaltik des Darms unterstützen, dehydrierend wirkt, da womöglich die wasserunlöslichen Fasern im Darm vorhandenes Wasser binden und aus dem Körper schleusen, was augenscheinlich die Kotqualität verbessert. 

Darüber hinaus wird spekuliert, dass Trockenfutter im Magen Wasser zum Quellen benötigt und somit zusätzlich dem Körper Wasser entzieht. Wie hoch dieser Effekt ist und wie er allgemein ausfällt, ist wissenschaftlich nicht erfasst.

Bei Flüssigkeitsmangel wird im hohen Maße das in der Hirnanhangsdrüse gebildete Hormon Adiuretin ausgeschüttet, das für die Harnkonzentration zuständig ist. Eine zu geringe Feuchtigkeitsaufnahme führt demgemäß zu einer erhöhten Konzentrierung des Urins, da Adiuretin eine Rückgewinnung (Rückresorption) von Wasser aus dem Primarharn bewirkt und der Urin durch die geringe Wasseraufnahme quasi weniger „verdünnt“ wird. Der Körper versucht quasi aufgrund des registrierten Flüssigkeitsmangels Wasser zurückzuhalten, um eine Dehydration zu verhindern.

Ferner wird das Harnvolumen durch Adiuretin zugunsten des Blutvolumens gesenkt. Aufgrund des niedrigeren Harnvolumens wird die Blase weniger oft entleert, was logischerweise direkt zur Folge hat, dass der Harn länger in der Blase verbleibt. Der längere Verbleib in der Blase, der konzentriertere Harn und die höhere Konzentration an möglichen Konkrementbildnern begünstigen direkt die Entstehung von Struvitsteinen.
Ein weiterer struvitbegünstigender Faktor stellen (Übermengen) an pflanzlichen Nebenerzeugnissen dar, die den ph-Wert des Urins basisch werden lassen. Ein alkalisches/basisches Milieu fördert ebenfalls die Entstehung von Struvit (Harnsteine). 

Irgendwann haben auch die Futtermittelhersteller diese Problematik erkannt und meinten, über Studien Magnesium als weiteren Risikofaktor für Struvit ausgemacht zu haben. Als Folge wurde der Magnesiumgehalt im Trockenfutter drastisch gesenkt (die Folgen eines Magnesiummangels werden außen vor gelassen) und das Futter wurde ferner noch mit ansäuernden Substanzen wie Cranberries und DL-Methionin angereichert, um die Entstehung des oben genannten Effektes zu verhindern. 
Bedauerlicherweise trat die erwünschte In-Luft-Auflösung des Problems nicht ein, denn die zusätzliche Ansäuerung ließ den ph-Wert des Harns zu sauer werden.  Obwohl Fleisch, die ursprüngliche Nahrung der Katzen, den Harn leicht ansäuert, wird längst nicht jenes niedrige ph-Wert-Niveau, das durch künstliche Ansäuerung entsteht, erreicht.
Die Entstehung von Calcium-Oxalatsteinen ist noch nicht hinreichend geklärt, doch ist ein zu saures Harnmilieu im hohen Maße mitverantwortlich. Seit den 1980ern beginnen CaOx-Vorfälle stark anzusteigen, während bei Struvitvorfällen eher ein Rückgang zu verzeichnen war. Interessanterweise markiert 1980 den Zeitpunkt, seit dem Trockenfuttersorten vermehrt angesäuert wurde. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Nun könnte man meinen, dass alles Paletti wäre, wenn man dem Trockenfutter Wasser hinzufügen würde. Man könnte diese Denkweise mit der eines Amateurkoches übertragen, der meint, nur durch Wasserzugabe aus Trockenfleisch einen brutzelnden, saftigen Braten gewinnen zu können.
Die Zugabe von Wasser beseitigt nicht 1.) den Kohlenhydratüberschuss, 2.) den Überschuss an pflanzlichen Bestandteilen, 3.) minderwertige, allergieauslösende Zutaten und 4.) den Übermineralisierungsgrad. Auf der Seite des Futtermittelherstellers (Oder Vertreiber?) Pfotenliebe wurde testweise ein Trockenfutter-Wasseraufnahme-Vergleich unternommen: http://www.hauspuma.de/Gesundheit/Ernaehrung/trockenfutter.htm (Bis zum Bildvergleich scrollen.) Das Trockenfutter konnte max. 4 Esslöffel Wasser aufnehmen.
Zu diesen hausgemachten Problemen reiht sich ein Weiteres: Die undurchsichtige Deklaration.

Wie auch bei minderwertigen Nassfuttern liest der Kunde öfters auf den Etiketten opake Begriffe a lá „pflanzliche Nebenerzeugnisse“, „xy-Mehl“ „pflanzliche Eiweißextrakte“, „hydrolisiertes Eiweiß“ usw. und das ohne genaue Prozentangaben.
Es würde vermutlich den Rahmen sprengen, jeden möglichen Bestandteil hier zu erläutern, weshalb kurz nur die am häufigsten verwendeten Begriffe erklärt werden:

Fischmehl: Gemahlener Fisch. Dank der schleichenden Verschmutzung der  Meere generell belastet mit Schwermetallen und Dioxin. (Aufgrund BSE war die Verfütterung von Fischmehl an Nutztiere in der EU für einige Zeit verboten, doch Fischmehl darf „aufgrund der gestiegenen Preise für pflanzliche Futtermittel“ (Zitat Wiki)  nun wieder  verfüttert werden.)
Maiskleber: Billige, minderwertige Eiweißproteine, allergieauslösend, fragliche Verdaulichkeit
Rübentrockenschnitzel: Abfallprodukt aus der Zuckerproduktion, enthält zu viel Zucker
DL-Methionin: Dient wie erwähnt der Harnansäuerung, Risiko Oxalat. Ausgleich für den Mangel an hochwertigem Fleisch.
(hydrolisierte) xy-Proteine:  Bei der Hydrolyse werden Proteine in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt. Zerstört Epitope (Molekülabschnitt eines Antigens) und soll somit das Auftreten von allergischen Reaktionen auf die allergieauslösenden Inhaltsstoffe verhindern. Bietet keinen garantierten Schutz; Allergien werden dennoch gefördert.
Hefe(extrakt):  Vermutlich Mononatriumglutamat, Geschmacksverstärker, der dem Gaumen eine hohe Proteindichte vorgaukelt. Hohes Suchtpotenzial, verantwortlich für Verdauungsschwierigkeiten und in extremen Fällen für Hirnschäden.
Natriumtriphosphat: Bindet Kalzium im Speichel, soll somit Zahnstein verhindern. Kann allerdings die Calciumaufnahme generell hemmen.

 
Bei der Angabe von Inhaltsstoffen wird üblicherweise absteigend der Menge/dem Gewicht nach geordnet, z.B.: Lamm, Mais, gemahlener Mais, Maiskörner, Maiskeime (fiktive Deklaration)
Man  darf jedoch nicht dem Trugschluss erliegen, dass in diesem Futter auch tatsächlich Lamm als
Hauptinhaltsstoff enthalten ist. Das Futtermittelgesetz erlaubt nämlich die getrennte Deklaration verschiedener Formen des gleichen Inhaltsstoffes. Mais, gemahlener Mais, Maiskörner, Maiskeime bleiben in diesem Falle Mais, auch wenn sie getrennt aufgeführt wurden. Würde man diese 4 Maisbestandteile zusammenzählen, so würde deren Gewicht vermutlich das Gewicht vom vermeintlichen Hauptinhaltsstoff Lamm überwiegen.


Der Tierarzt A und die Studie B hat doch gesagt, dass Rohfleisch schädlich für die felinen Mitlebewesen ist, weil es Salmonellen und allerlei gefährliche Erreger enthalten würde.

Natürlich – so sei festgestellt, Rohfleisch kann Salmonellen und Erreger enthalten.
Obwohl Katzen domestiziert wurden, laufen sie auch im 21. Jahrhundert noch nicht mit Wasserkochern und Sterillium-Sprühflaschen im Survival-Gepäck in der Gegend herum, um die mühevoll erlegte Beute erst einmal von Keimen zu befreien, um sie dann fein und gesittet mit sauberem Besteck auf Porzellantellern zu zerkleinern. Die mit Würmern und Bakterien verseuchte Beute wird an Ort und Stelle ohne gestelztes Brimborium verschlungen (oder wahlweise noch ein wenig durch die unhygienische, schlammige Naturumgebung geschleift).  

Und trotz all der mahnenden Zeigefinger der Futterindustrien und der bestürzten Blicke kleingeistiger Weißkittel haben Katzen es erstaunlicher seit mehr 10000 Jahren geschafft, mit Hilfe dieser lebensgefährlich verseuchten Beute zu überleben und dies ist mit Sicherheit nicht nur ihrer hohen Reproduktionsrate geschuldet.

Katzen besitzen eine stark antiseptische Magensäure, die vielen Erregern umgehend den Garaus macht. Ferner ist der Darm ganz raubtiertypisch sehr kurz (3:1 vgl. Mensch 6:1), damit eine schnelle Darmpassage der zum Verfaulen neigenden Nahrung gewährleistet wird, was zusätzlich Erregern das Einnisten gehörig erschwert. (Durch falsche Ernährung kann jedoch unter Umständen die Darmflora grundlegend gestört werden, was das Immunsystem in seiner Wirkung schwächen könnte.)

Weiterhin muss man sich fragen, weshalb laut vielen Tierärzten Rohfleisch aus Supermarkt oder vom Metzger – was aufgrund seiner Eignung für den menschlichen Verzehr viel weniger mit Erregern belastet ist – gefährlicher ist als das Rohfleisch, das aus Mäusen und Vögeln „gewonnen“ wird, obwohl dieses bereits von Natur aus mehr mit Erregern beladen ist. (An dieser Stelle erwähne ich: In der Broschüre eines namhaften (königlichen…) Futtermittelherstellers las ich kürzlich, dass man Katzen frisch gefangene Beute sofort wegnehmen soll, weil Rohfleisch = böse.)

Ist Rohfleisch denn nicht eigentlich gleich Rohfleisch? Warum darf ein Carnivore laut vielfach vertretener ärztlicher Meinung kein Fleisch essen? Warum besitzt ein Carnivore laut vielfach vertretener ärztlicher Meinung nicht die Fähigkeit, zumindest den Großteil aller Keime zurückzudrängen? Trotz all ihrer Verschmustheit und Menschenbezogenheit und Menschenabhängigkeit ist und bleibt die Katze ein R a u b t i e r und dies wird sich in absehbarer Zukunft auch nicht so schnell ändern.

Im Gegensatz zu den natürlichen Erregern, mit denen eine Katze umgehen kann, gibt es Gifte, mit denen die Katze nicht umgehen kann. So können sich im Trockenfutter u. A. Schimmelgiftpilze (Mykotoxine) bilden. Unsachgemäße Lagerung, aber auch die Herkunft des verarbeiteten Getreides spielen hierbei eine Rolle. Hochwertiges Getreide findet selten Eingang in Trockenfutter, denn vielfach werden für den menschlichen Verzehr nicht mehr geeignete Produkte, aber auch Nebenerzeugnisse verwendet. Die sachgemäße Lagerung dieser Bestandteile lässt sich ausmalen.

Es sei noch ein Wort zu Studien erwähnt, die die Ungefährlichkeit von Trockenfutter und Kohlenhydrate beweisen wollen und die einige Forenuser zur Beruhigung ihres Gewissens heranziehen:

Sieht man sich die durchführenden Institute an und recherchiert nach deren Namen, so stellt man erstaunlich häufig fest, dass diese Einrichtungen übermäßig oft mit bestimmten, namensträchtigen Futtermittelkonzernen in Verbindung stehen und mitunter sogar von ihnen gesponsert werden. 
Es stellt sich die daher die berechtigte Frage nach der Reliabilität und Validität der Studie. Studiert man das Datenmaterial genauer, so erkennt man mitunter, dass die Beweise für die Ungefährlichkeit von Kohlenhydraten auf Versuchsperioden von je 10 Tagen Adaptionszeit und je 10 (!) Tagen Fütterung von Kost reich an Kohlenhydraten fußt.

Das Gefährliche an falscher Ernährung ist, dass die Konsequenzen nicht sofort und unmittelbar nach 10 Tagen, Wochen oder Monaten zu Tage treten. Sie brauen sich lange im Körper zusammen und treten oftmals erst dann in Erscheinung, wenn es bereits zu spät ist. Wäre diese Studie hingegen über 10 Jahre lang durchgeführt worden, so hätte man vielleicht ganz erstaunlicherweise andere Resultate erzielt.
Bereits eine Studienzeit von 2 Jahren genügte, um festzustellen, dass die kätzische Verdauungskapazität von Kohlenhydraten deutlich (!) unter 25% liegt und ein dauerhafter Kohlenhydratüberschuss Katzen dauerhaft schaden kann.
Bei Studien aber gilt generell, dass man die Ergebnisse nicht ungefragt übernehmen darf, ohne sich nicht zumindest etwas mit der Durchführungsart auseinandergesetzt zu haben. (Egal, ob die Studie der eigenen Meinung entspricht oder nicht.)


Außerdem sagt der Tierarzt, dass Trockenfutter gut ist, Nassfutter und Barf aber schädlich sind. Der muss sich doch auskennen!

Wenn der gute Tierarzt darüber hinaus noch das gute Futter wohlweislich an den Kunden weiterverkauft, so sollten spätestens dann die Alarmglocken schellen. Kein Tierarzt verkauft Futter aus reinem Altruismus weiter, sondern weil die Futtermittelhersteller oft ein hübsches Salär dafür springen lassen. Vielleicht sind aber auch die von Futtermittelherstellern gesponserten Seminare ursächlich.
Im amerikanischen Raum beispielsweise wird die Tierarztvereinigung AVMA direkt von H*piep* gesponsert und selbiger Konzern sponsert auch Tierernährungskurse an Universitäten.
Interessanter Artikelabschnitt dazu:

Borrowing a page from the pharmaceuticals companies, which routinely woo doctors to prescribe their drugs, Hill's has spent a generation cultivating its professional following. It spends hundreds of thousands of dollars a year funding university research and nutrition courses at every one of the 27 U.S. veterinary colleges. Once in practice, vets who sell Science Diet and other premium foods directly from their offices pocket profits of as much as 40%.
„Vets trust them," says Janil Norris, a fresh graduate of the School of Veterinary Medicine at the University of California, Davis. While she was in school, a Hill's program allowed the struggling student to pay just $3 a bag for a special prescription brand for her cat, Buffalo Sean. A bag normally runs about $25. She also received a small stipend, courtesy of the Hill's program, to study orthopedic surgery with a Los Angeles vet. "Hill's was just always around," she adds.


Es scheint, als ob vielen Universitäten mehr daran gelegen ist, Verkäufer anstelle von Tierärzten auszubilden. Und das ist erschreckend.
Gott sei Dank scheint diese Praxis im deutschen Raum nicht allzu stark verbreitet zu sein und an deutschen Universitäten wird immer mehr Umdenken präsent und das dort präsentierte Material scheint sehr viel vorurteilsfreier zu sein. Auf diese neue Generation von Tierärzten lässt sich hoffen.
Fairerweise sei aber erwähnt, dass längst nicht alle Tierärzte der „alten Generation“ immer und ausschließlich ein bestimmtes Futtermittel weiterempfehlen und verkaufen wollen.


Aber Moment, meiner Katze (wahlweise auch die Katzen von Tante Adelheid und Onkel Kunibert, die schon 100 Jahre alt sind) geht es aber gut mit Trockenfutter.

An dieser Stelle könnte man einen wahren Sermon schreiben, doch tut ein Link auch sein Übriges: http://www.catinfo.org/#My_Cat_is_Doing_Just_Fine_on_Dry_Food


Aber jeder Mensch soll doch so machen wie er denkt! Jeder ernährt auch sein Kind so, wie er meint!

Natürlich tut das jeder. Aber ist die Unterschiedlichkeit der Meinungen und der Handlungsausführungen ein Indiz dafür, dass diese jeweils richtig sind?


Aber es beeinflussen doch auch noch andere Faktoren die Entstehung von den genannten Krankheiten! Das kann man nicht so pauschal sagen!

Richtig, dies kann man nicht. Nur wurde dies von keiner Menschenseele behauptet.
Die Entstehung jeder Krankheit wird durch einen Pool unterschiedlicher Faktoren beeinflusst und die Anamnese eines jeden Lebewesens ist niemals simultan.
Die ausschlaggebendste Größe ist und bleibt aber die Wahrscheinlichkeit. Wenn ein allzu heiterer Mensch in einen Käfig voll mit ausgehungerten Löwen steigt und dort 10 Minuten verbleibt, so beträgt auch hier die Wahrscheinlichkeit niemals 100%, dass das Menschlein entzwei gerissen wird.
Ähnlich verhält es sich mit Trockenfutter. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit hat es bei dauerhafter und exzessiver Fütterung schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Dennoch gibt es Tiere, die Glück haben, nicht erkranken und gesund sind. Doch wie beim Löwenkäfig gilt auch hier folgendes:  Ausschlaggebend ist selten das, was in 10% aller Fälle geschieht.
Prävention und ein wenig Verstand  hingegen bescheren ein langes und glückliches Leben. Weil Tante Berta und Onkel Hugo den Aufenthalt im Löwenkäfig überlebt haben, muss dir dieses Glück nicht automatisch ebenfalls beschieden sein.
Wichtig ist außerdem: Genetische Prädisposition und Co. sind im Gegensatz zu falscher Verfütterung unvermeidbare Faktoren.


Trockenfutter ist aber billiger!

Nur kurzfristig betrachtet.
Langfristig betrachtet erhöht sich mit falscher Fütterung die Auftretenswahrscheinlichkeit bestimmter Erkrankungen, die in einem Kostenaufwand resultieren, der die Kosten einer vernünftigen Fütterung gehörig übersteigt.


Ich füttere das aber trotzdem weiter! Es ist billig und bequem und meine Katze ist sowieso nur ein Tier, die ist mir egal! Außerdem will ich keine Links lesen, das ist zu viel Arbeit!

Man kann deiner Katze nur viel Glück wünschen.


In den Mägen von Mäusen befinden sich aber auch pflanzliche Bestandteile! Also können diese für die Katze auch nicht schädlich sein!

Ein typischer logischer Fehlschluss, der mir schon häufig begegnet ist.
Stichwort: Ausmaß bzw. die Dosis macht das Gift.
In Beutetiermägen ist das Getreide bereits vorverdaut und fermentiert, weshalb es für die Katze leichter verdaulicher ist. Ferner enthält eine Maus nur einen geringen Bestandteil pflanzlicher Nahrung, deren Menge für die Katze tolerabel ist und ihr nicht schadet.
Die Menge von pflanzlichen Bestandteilen in handelsüblichen Trockenfuttersorten überschreitet jedoch diese Menge gravierend und stellt die Katze vor erhebliche Probleme, die bereits erläutert wurden.


Rind, Huhn und Co. stehen aber auch nicht auf dem natürlichen Speiseplan einer Katze und sind damit auch nicht artgerecht!

Prinzipiell (und oberflächlich) betrachtet: Ja.
Keine Katze würde je eine Kuh oder einen Hirsch reißen.
Dennoch ist die Katze in erster Linie ein Karnivore. Sie benötigt u. A. tierische Proteine und die bereits erwähnten Aminosäuren, deren Quelle damit relativ egal ist, solange sie fleischlich ist.
Darüber hinaus bedeutet zuerst genannte Feststellung nicht, dass man der Katze getrost etwas geben darf, was noch weiter weg von ihrer ursprünglichen Natur entfernt ist; nämlich ausschließlich Pflanzen. Rindfleisch und Co. wird darüber hinaus als Substitut für Mäuse gefüttert, die nicht industriell gezüchtet werden bzw. keinen Platz in der menschlichen Ernährung haben und somit auch nicht im Futterdosen zu finden sind.
Barf und Nassfutter stellen jeweils „nur“ Abbildungen der Realität dar und können diese nie gänzlich erreichen. Sie nähern sich jedoch der Realität mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu 80-90% an und somit einer reiner kohlenhydratbasierten Ernährung (0%) eindeutig vorzuziehen.


Dann ernähre ich halt meine Katze vegetarisch! Bei Tante Tusneldas Katze geht das auch!

Betrachtet man sich die vielen Seiten mit veganer Katzenernährung, so entdeckt man eine Vielzahl präsentierter biologischer Halbwahrheiten, die einem förmlich die Haare zu Berge stehen lassen. Noch Haare-zu-Berge-stehend-lassender ist aber die Tatsache, dass vegane/vegetarische Katzenernährung gesellschaftlich akzeptierter ist als Barf und viele Futtermittelhersteller selbst Futtermittel dieser Art anbieten.
Die Gründe, die ich für eine vegane Ernährung eines Raubtieres entdecken konnte, sind Folgende:
1.       Es ist moralisch verwerflich Fleisch zu füttern, weil dabei Tiere leiden.
2.       Vegane Ernährung für alle Tiere ist gesund, weil Pflanzenfresser die größten Tiere im Tierreich darstellen.
3.       Ich bin vegan, also muss mein Tier das auch werden.
4.       Meine Katze ist gesund, also muss es gut sein.

Zu 1.: In der Tat hat das für den Menschen gewonnene Fleisch sehr häufig einen sehr grausamen Hintergrund und auch ich kann mittlerweile nicht mehr mit ruhigem Gewissen Fleisch- oder Milchprodukte zu mir nehmen. Dennoch käme ich nie auf die Idee, meiner Katze das zu verwehren, auf das sie von Natur aus ausgelegt ist – auf Fleisch.
Wenn ich moralische Bedenken habe, Fleisch zu kaufen und zu füttern, dann würde ich mir von vornherein an Tier halten, dass mich nicht vor ein solches Dilemma bringt – nämlich Pflanzenfresser wie Kaninchen.
Ferner ist es für Vertreter dieser Ernährungsform bestimmt aufschlussreich zu erfahren, dass viele Zutaten hochgerühmter vegetarischer Futtermittel (z.B. Maiskleber) Nebenprodukte der Stärkegewinnung aus Mais darstellen und somit ihren Einsatz als Ergänzungsfuttermittel in der Tiermast finden; ökologische Korrektheit Fehlanzeige. Jene Produkte sind rein nüchtern betrachtet für die Firmen eine recht einträgliche Entsorgung von Abfallprodukten unter dem Schleier scheinbarer Umweltverträglichkeit, während einige vegane/vegetarische Katzenhalter ihr Gewissen auf dem Kauf dieser Produkte ausruhen können.

2. Ein Argument, das arg an Logik krankt. Zuallererst werden Pflanzenfresser nicht allein aufgrund ihrer Ernährung groß, sondern weil ihre genetische Struktur dies so festlegt. Ein Blauwalbaby wird immer größer als ein Kitten sein, weil es schlichtweg dazu bestimmt ist, so groß zu werden. Auch simple Notwendigkeit verbirgt sich hinter der Größe vieler Pflanzenfresser: Sie können aufgrund ihrer Größe leichter Blätter erreichen (Giraffen).
Würde dieses Argument stimmen, so könnte man getrost behaupten, dass ein Löwenbaby durch rein pflanzliche Ernährung irgendwann die Größe eines  Blauwales erreichen wird. Doch genau das wird nicht geschehen, da ein Löwe ein Löwe ist.

3.  Diese Denkweise stellt genau das dar, was ihre Katzen vegan ernährende Menschen so stark anderen, nicht erleuchteten Menschen vorwerfen: Sie ist schlicht und ergreifend speziesistisch. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, also darf er sich andere Lebewesen Untertan machen und sie so ernähren wie er es wünscht, auch wenn diese Ernährung vom realen Vorbild stark abweicht. Denn schließlich wissen nur wir Menschen, welche Ernährung gut und altruistisch ist, da wir die Weisheit mit goldenen Löffeln gefressen haben, sowieso nie Fehler machen und die dummen Fleischfresser schließlich nicht von selbst erkennen können, wie verwerflich ihre naturgegebene Ernährung doch ist und wir ihnen deshalb ihre Entscheidungsfähigkeit abnehmen dürfen. Nur unsere Meinung zählt.

Ich frage mich, was die Katzen dieser Menschen sagen würden, wenn sie die menschliche Sprache beherrschen würden. Etwa Dinge wie „Ich kann deinen moralischen Standpunkt absolut nachvollziehen, ich hatte auch schon immer Probleme damit, Mäuse und Vögel zu töten.“ oder „Du bist schließlich mein Mensch. *schnurr.* Du machst alles richtig und ich stehe in der Hierarchie sowieso unter dir, also verfahre mit mir wie es dir beliebt. *schnurr*“?
Oder würde sich die Katze mit ihrer Pfote vor die Stirn schlagen, den Menschen ganz exempelstatuierend in ein Zimmer sperren und ihm tagtäglich blutig zermatschte Mäuse, geköpfte Vögel, zerfledderte Insekten oder Grashalme kredenzen?
Die Quintessenz: Kein Lebewesen hat das Recht, einem anderen Lebewesen eine Ernährung aufzuzwingen, die stark von seinen biologischen Voraussetzungen abweicht. Katzen haben ein kräftiges Raubtiergebiss, das perfekt zum Beutereißen geeignet ist, sie haben scharfen Krallen, um zappelnde Beute festzuhalten, sie haben hochgradig spezialisierte Sinne, mit denen sie das Trippeln von Mäusefüßchen im Erdreich wahrnehmen können, sie haben unglaublich schnelle Reflexe und eine enorme Sprungkraft, feinste Schnurrhaare, um Dinge außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches wahrzunehmen, antiseptische Magensäure und einen kurzen Raubtierdarm, der die schnelle Passage von rasch faulenden Dingen wie Fleisch gewährleistet.
Ist der logische Schluss aus diesen biologischen Gegebenheiten nicht eigentlich ganz einfach?




Weiter zu Teil 2 von "Artgerechte Katzenernährung - Trockenfutter, ein Muss?"

© Text: Nutrirsi

Artgerechte Katzenernährung – Trockenfutter, ein Muss? (Teil 2)


Trockenfutter reinigt aber die Zähne!

Noch nie haben hoch dekorierte Wissenschaftler und Experten beobachten können, wie sich Katzen mühevoll in freier Wildbahn von Bauer Hugos Feld Getreide zusammentrugen, um dies anschließend zu trocknen, in Bröckchenform zu pressen und dann zur Zahnpflege einzusetzen.
Auch hier spielt simple Logik die schillernde Hauptperson. Als Karnivore besitzt die Katze ein Scherengebiss, was das Zerkleinern von Fleisch und Knochen erleichtert. Diese spezielle Gebissart erlaubt es der Katze jedoch nicht bzw. nur sehr eingeschränkt, seitliche Gebissbewegungen, die für das effektive Zerkleinern pflanzlicher Nahrung notwendig sind, auszuführen. Beim Fressen von Trockenfutter kann man dies eindrucksvoll beobachten. Mitunter hält die Katze den Kopf leicht schräg, beißt 1-2mal auf das Bröckchen, um es dann hinunterzuschlucken. Es braucht nicht viel, um zu erkennen, dass der viel gepriesene Abriebeffekt bei einer so kurzen Beißdauer nicht eintreten kann.
Dazu die Sicht einer amerikanischen Tierärztin:


Wie viel Trockenfutter darf man denn überhaupt geben? Darf man es überhaupt?

In meinen Augen gilt die Maxime: Je weniger, desto besser.
Katzen kommen sehr gut ohne trockene Getreidepresslinge zurecht, aber ein paar Krumen als tägliches Leckerli auf einem Fummelbrett verstreut oder als Wurfgeschosse genutzt, dürften kaum schaden und jeder Katze gefallen. Auch Streunerkatzen oder Katzen aus spanischen Tötungsstationen dürften sich über Futter jeglicher Qualität freuen. Denn in dieser Situation geht es oftmals nur um das nackte Überleben, weshalb Qualitätsansprüche verständlicherweise zurückgestellt werden sollten.
In großen Mengen als alltäglicher Fütterungsbestandteil hat es aber rein gar nichts verloren.

Der Weisheit letzter Schluss ist Nassfutter bzw. Barfen. Doch auch bei ersterem gilt zu bedenken, dass es erhebliche Qualitätsunterschiede bei den einzelnen Marken gibt. Bei letzterem gilt zu bedenken, dass es erheblich (!) viel Zeit – und Leseaufwand benötigt, um die dahinterliegenden Prinzipien vollständig zu begreifen. Nichts ist gefährlicher, als einer Katze unvermittelt täglich rohes Rinderhack hinzuknallen und zu glauben, damit wäre alles getan.
Da die Geduld der Leser und die Zeit begrenzt sind, an dieser Stelle ein kurzer Crashkurs zum Nassfutter.
Die in der Werbung angepriesenen lila und grünen Packungen, die die flauschig-seidig stolzen Rassenkatzen aus dem Spot so gesund und munter halten, taugen nur halb so viel wie sie versprechen. Man sollte all die vollmundigen Herstellerhymnen und die niedlichen Katzenbilder ausblenden und sich der Zusammensetzung zuwenden.
Auf vielen Packungen ist zu lesen: „min. 4% Huhn“. Das bedeutet natürlich nicht, dass nur 4% Fleisch enthalten sind. Es bedeutet viel mehr eher, dass von der geschmacksgebenden Sorte Huhn 4% enthalten sind. Die Fragen, die sich nun stellen, sind die: Aus was bestehen die restlichen 60,70,80,90%? Thunfisch? Rind? Lamm? Känguru? Wie viel Fleisch ist insgesamt enthalten? Und vor allem: Warum deklariert der Hersteller das nicht? Gerade bei Allergikerkatzen ist dieses intransparantes Deklarationsgebaren wahres Russisch Roulette, denn so ist es möglich, dass eine Charge in einer Woche Lamm, aber in der nächsten Woche dafür Rind enthalten kann.
Blickt man weiter auf die Inhaltsstoffe, so gesellen sich „pflanzliche Eiweißextrakte“ und „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ dazu. Aber was verbirgt sich dahinter?
Wie beim Trockenfutter versuchen auch viele Nassfutterhersteller hochwertige tierische Proteine durch billige pflanzliche Eiweißquellen zu ersetzen. Hauptlieferant für pflanzliche Proteine im Katzenfutter stellen hierbei Sojaproteine dar, die – wie eingangs erwähnt – hauptverantwortlich für eine mögliche spätere Allergieausbildung sind und eine geringe biologische Wertigkeit aufweisen.
Jene pflanzlichen Proteine umfassen quasi alle aus der Pflanzenölpressung anfallenden Nebenprodukte wie  Extraktionsschrot, Raps- und Sojaöl. (http://de.wikipedia.org/wiki/Protein#Wirtschaftliche_Bedeutung )

Doch auch bei den „pflanzlichen Nebenerzeugnissen“ bietet sich kein besseres Bild. Dabei handelt es sich um Reste aus der Müsliproduktion, generelle Rückstände der Getreideproduktion und aus Brauereibetrieben, Erdnusschalen, mitunter auch Stroh, Gluten, Kleber usw.
Häufiger Gast auf den bunten Angaben dieser Futtermittel ist auch das Wort „Getreide“, was im Folgenden für einen allgemeinen Hinweis genutzt wird.
Problem an dieser Angabe ist die schwammige, nicht transparente Deklaration. Wie viel Getreide ist enthalten? 1%, 7%, 50%? Welches Getreide ist enthalten? Roggen, Weizen,  Hafer, Amaranth, Reis? Bsp. enthalten die drei zuerst genannten Getreidesorten Gluten/Klebereiweiß, das in großen Mengen für die Katze nicht verwertbar ist und zu schweren Verdauungsstörungen führen kann. Hingegen sind Getreidesorten wie Amaranth und Reis frei von Gluten und somit (in geringen Mengen) für eine Katze besser verdaulich.

In vielen Foren wird mitunter die relativ verkürzte Ansicht verbreitet, dass ein Katzenfutter nur dann gut ist, wenn es – Zitat – „kein Getreide und keinen Zucker“ enthält. Getreidefreies Katzenfutter ist mit Sicherheit keine schlechte Wahl, doch helfen solche Pauschalurteile im Allgemeinen nicht immer weiter. Auch hier das A u s m a ß eine bedeutendere Rolle.  Es ist ein erheblicher Unterschied, ob sich unter den Inhaltsstoffen „Getreide“ oder „5% Quinoa“ befindet. Den letzteres weist eine ausgezeichnete transparente/genaue Deklaration auf und ein geringer, genau deklarierter Getreideanteil aus einer leicht verdaulichen, glutenfreien Quelle schadet der Katze mit Sicherheit nicht.
Auch Zucker ist ein sehr interessantes Kapitel im Nassfutter. Zucker ist nicht gleich Zucker, sondern ein recht weitgefasster Begriff. Es gibt „guten“ und „bösen“ Zucker, wobei im Zusammenhang mit Tierfutter hier näher auf den sog. „bösen“ Industriezucker eingegangen wird. Es sei aber darauf hingewiesen, dass Zucker bei Weitem nicht das Hauptproblem im Katzenfutter ist und man gutes Katzenfutter nicht pauschal an dem Nichtvorhandensein von Zucker und Co. identifizieren.
Zucker wird manchmal getarnt als Farbstoff dem Futter zugesetzt und auch an dem Wörtchen „Karamell“ erkennbar.  Wie ein bekannter Futtermittelhersteller auf Anfrage mitteilt, wird Zucker/Karamell dem Futter zugesetzt, um das Futter für den Käufer/Halter optisch und olfaktorisch ansprechender zu gestalten bzw. um die cremige Konsistenz von Bröckchen- oder Soßenfutter zu gewährleisten. Obwohl Katzen Süße nicht schmecken können, kann Zucker die Wirkung bereits vorhandener Geschmacksverstärker intensivieren.
 
Auch hinter dem Inhaltsstoff „Inulin“ verbirgt sich ein kalorienarmer Zucker, der industriell als Zucker- und Fettersatz genutzt wird. Blumige Beschreibungen künden an, dass Inulin ein hervorragender prebiotischer Ballaststoff sei und die Darmflora verbessern und stabilisieren würde. 
Es muss angemerkt werden, dass die hochtrabend geschilderten Wirkungen von Inulin bisher nur in Studien bei Paarhufern und Nagetieren nachgewiesen werden konnten; die Untersuchungen bei Karnivoren wie Katzen und Hunden eher inkludent und nicht eindeutig waren. 
Gesetzt dem Falle, dass Inulin tatsächlich solche Effekte erzielt: Erstaunlicherweise kommen Mäuse, Barf und hochwertiges Nassfutter ohne den Zusatz dieses Wundermittelchens aus und sind „dennoch“ verdaulich für die Katze. Es drängt sich der berechtigte Eindruck auf, dass Futter mit Inulinzusatz ohne diesen nicht oder nur schlecht verdaulich ist. Daher ist und bleibt Inulin in meinen Augen ein Indikator für minderwertiges Futter bzw. minderwertige Zutaten, deren geringe Verdaulichkeit kaschiert werden soll.


Wünschenswert beim Nassfutter ist eine genaue Deklaration, die offenlegt, was der Hersteller zu wie viel Prozent reingemischt hat.
Als ziemlich gut ist beispielsweise folgende Deklaration zu werten: Kamel und Strauß (min. 74% aus 37% Kamel und 37% Strauß), Straußbrühe, 1% Rosmarinpulver,  1% Distelöl
Abzuraten ist von einem Futter mit folgender Deklaration: min. 4% Känguru, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Getreide, pflanzliche Eiweißextrake, Öle und Fette, Mineralstoffe

Tierische Nebenerzeugnisse sind hingegen dem allgemeinen Verständnis nicht per se schlecht. Keine Katze sollte ausschließlich Muskelfleisch, sondern auch Innereien erhalten. Ein Verhältnis von ungefähr 70% Muskelfleisch und 25-30 % Innereien ist als ideal zu bezeichnen. Der Rest kann wahlweise aus Getreide oder Gemüse bestehen. Das genaue Verhältnis ist allerdings selten auf den Dosen abzulesen, sondern muss beim Hersteller erfragt werden.

Neben der Zusammensetzung sind auf der Packung auch Angaben zu den Rohnährstoffen zu finden, die von der Weender Analyse erfasst werden.

Rohprotein: umfasst alle pflanzlichen und tierischen Proteine, aber auch Säureamide, Ammoniumsalze etc. Wird durch das Kjeldahl-Verfahren bestimmt.
Gutes Nassfutter enthält min. 10% Rohprotein.

Rohfett: umfasst alle Stoffgruppen, die in Fettlösungsmitteln gelöst werden können. Wird durch das Auflösen in Petroläther bestimmt.
Gutes Nassfutter enthält min. 5% Rohfett. (Hinweis: Einige Sorten sind als Alleinfuttermittel deklariert, obwohl der Rohfettanteil deutlich unter 5% liegt. Diese Sorten sind entgegen der Deklaration keine Alleinfuttermittel und müssen zum Ausgleich mit Gänseschmalz oder Rinderfettpulver supplementiert werden.)

Rohasche: umfasst alle Mineralstoffe. Futtermittel wird zur Bestimmung in einem Ofen bei einer hohen Gradzahl verascht.
Gutes Nassfutter weist unter 2,0%-2,5% Rohasche auf.

Rohfaser: Unverdauliche Bestandteile wie Gerüstsubstanzen und Zellwandstoffe. Wird mithilfe von verdünnten Säuren und Laugen bestimmt.
Gutes Nassfutter weist unter 2,0% Rohfaser auf.
Nicht auf der Packung angegeben sind:

Trockensubstanz: umfasst anorganische und organische Bestandteile, die nicht bei 103° flüchtig sind. Futter wird zur Bestimmung für mehrere Stunden in einem Trockenschrank getrocknet.

Rohwasser: umfasst alle Bestandteile, die bei 103° flüchtig sind.

Nfe/N-freie Extraktstoffe:  umfasst lösliche Zucker und Stärke. Wird nicht angegeben, kann aber errechnet werden.
Gutes Nassfütter enthält unter 3-4% Nfe.

Begibt man sich auf die Suche nach geeignetem Futter, so entdeckt man schnell Sorten, die zwar dem transparenten Deklarationsverständnis genügen und Biozutaten verwenden, aber ein Fleisch-Kräuter/GemüseVerhältnis von 90% Fleisch : 10% Gemüse/Kräuter aufweisen. 
Der Verzicht auf chemische und synthetische Bestandteile ist zwar prinzipiell ein lobenswerter Ausgangsgedanke, aber dennoch rechtfertigt dieser nicht die astronomische Überfrachtung des Futters mit pflanzlichen Bestandteilen.


Viele dieser auf den ersten Blick hochwertig erscheinenden Sorten erhalten oftmals Bestandteile, deren Unbedenklichkeit umstritten ist.  Beispielsweise kann ein Übermaß an pflanzlichen Ölen den Nieren extremen Schaden zufügen. Auch Sorten mit Aloe Vera sind nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Es gibt keine Langzeitstudien, die die Langzeitkonsequenzen von geringen Mengen Aloe Vera und deren Wirkung auf den Katzenorganismus untersucht haben. Das in Aloe Vera enthaltene Aloin ist in gewisser Konzentration hochgradig toxisch und kann überdies starke Durchfallbeschwerden hervorrufen. 
Generell abzulehnen sind (vegetarische) Futtersorten, die die für Katzen hochgiftige Avocado enthalten.

Sucht man noch weiter, so stellt man fest, dass prinzipiell kein einziges Fertigfuttermittel den Idealmaßstäben genügt. Übrig bleibt die Herstellung des eigenen Futters; das sogenannte Barfen – die erwähnte supplementierte Rohfleischfütterung.


Ich wette ja, dass ihr euch bestimmt nicht so toll und gesund ernährt, wie ihr eure Katzen!

Das stimmt.
Der Punkt ist: Als erwachsener Mensch kann ich selbst entscheiden, was ich esse. Es obliegt meiner Entscheidungsfähigkeit, ob ich Rohkost, veganes Tofu-Dinkel-Soja-Schnitzel, Tütennudeln oder 20 Schweinehaxen am Tag vertilge. Es ist meine Gesundheit, die ich ggf. zu Grunde Richte. (Wohnungs-)katzen jedoch können bei der Wahl ihrer Nahrung nicht selbst entscheiden, sondern sind auf die (vernunftbegabten) Entscheidungen ihrer Halter angewiesen. Der Halter trägt demnach Verantwortung  für die Gesundheit eines anderen Lebewesens und da die Ernährung bekanntlich auch die Gesundheit beeinflusst, sollte der logische Schluss daraus klar sein.



Meiner Katze schmeckt das ungesunde Futter aber! Also kann das gar nicht falsch sein!

Stellt man ein Kind vor die Wahl entweder eine Tüte Chips oder eine Erbsensuppe zu essen, so werden sich mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit die meisten Kinder für das erstere entscheiden. Denn industriell beschönigtes Futter/Nahrung mundet dem manipulierbaren Gaumen eben besser als eine fad erscheinende Gemüsesuppe.



Meine Katze mag das neue hochwertige Futter nicht!

Ein häufig auftretendes Problem, das fast jede Umstellung begleitet. Viele Katzenhalter kämpfen oftmals Monate und Jahre damit, die Katze mehr oder weniger erfolgreich auf bessere Kost umzustellen.
Zauberwort ist und bleibt Konsequenz. Im Laufe der Zeit sind viele Katzen Meister darin geworden, ihre Halter entsprechend nach ihren Wünschen zu manipulieren und diese Manipulationsgabe tritt besonders beim Futterwechsel zum Vorschein. Im Prinzip muss man gegen den Willen einer Katze kämpfen und einen Sieg kann man nur durch erstaunliche Beharrlichkeit erringen.


Die Vorschlaghammermethode (Neues Futter hinstellen und fertig) ist die am häufigsten angewandte, aber auch die unwirksamste aller Taktiken. Bei einer Umstellung gelten die gleichen Regeln wie bei einer Zusammenführung. Langsam, geduldig, step by step. Man sollte das neue/ungeliebte Futter zu sehr, sehr kleinen Teilen ("homöopathische Dosen" sprich sehr dünn und fein zerkleinert; vielleicht eine halbe Messerspitze) unter das gewohnte Futter geben und dies eine Weile lang durchführen. 
Funktioniert das, wird diese Dosis langsam graduell gesteigert. 
Wird das Futter nicht genommen, kann man den Napf für eine Weile in den Kühlschrank stellen, um ihn dann erneut anzubieten. (Wichtig: Futter sollte nicht bei Kühlschranktemperatur gegeben werden, sondern vorher etwas angewärmt werden.) Es schadet keiner Katze, für einige Stunden zu hungern und oftmals wird das neue Futter nach einer kurzen Fastenperiode problemlos angenommen. Dennoch sollte keine Katze; auch keine übergewichtige, länger als 24 Stunden hungern.

Das Benutzen von "Lockmitteln" wie Dreamies, Rinderfettpulver oder Thrive (auch gemahlenes Trockenfutter; der intensive Duft wirkt appetitanregend), die über das "böse" Futter gestreut wird, hilft ebenfalls. Auch das Erwärmen und Pürieren des Futters oder Anreichern mit Wasser kann zum Erfolg führen.



Generelles zur Fütterung

Eine ausgewachsene Katze hat abhängig von Rasse, Geschlecht, Aktivität, Potentheit usw. einen Tagesbedarf von ungefähr 200-250gr Nassfutter. Jungtiere befinden sich noch in der Wachstumsphase und sollten so viel Futter wie sie möchten, gereicht bekommen. 600gr-800gr Nassfutter sind durchaus im Rahmen des Möglichen.
Der Futterplatz sollte einen festen Platz in der Wohnung haben und sich möglichst nicht neben der Toilette (Ein Mensch mag schließlich auch nicht neben dem Klosett dinieren.) oder den Trinkstellen befinden. Die Futterstelle sollte regelmäßig gereinigt werden, wobei auf scharfe Reinigungsmittel zu verzichten ist. Vom Gebrauch von Plastiknäpfen ist abzuraten, da diese mit der Zeit Weichmacher abgeben oder den Geruch des alten Futters annehmen können. Keramik – oder Edelstahlnäpfe eignen sich am besten, die auch leicht erhöht gestellt werden können.


Feste Fütterungszeiten, auf die die tägliche Futtermenge verteilt wird, können als Bestandteil des Tagesritus etabliert werden. Am naturnahsten sind allerdings ungebundene Fütterungszeiten einzuschätzen sowie das Fressen von mehreren, kleinen Häppchen pro Tag. 
Die genaue Handhabung hängt letzten Endes vom Halter (und von der Anwesenheit der Freigängerkatze) ab. Futterautomaten halten Nassfutter auch während Abwesenheit des Halters frisch. Trockenfutter sollte nicht zur freien Verfügung stehen, sondern z.B. (kein Muss) als kleine Leckerliegabe auf dem Fummelbrett gegeben werden.

Nicht gefressenes Futter kann in den Kühlschrank gestellt oder in Tupperware verpackt werden, um später noch einmal angeboten zu werden. Das Futter sollte nicht zu kalt, sondern zimmerwarm serviert werden.
Viele Katzenhalter geben wohlmeinend Malz- und Vitaminpasten, um ihre Lieblinge vor einer möglichen Unterversorgung zu schätzen. Diese Pasten sind jedoch aufgrund ihres hohen Zuckeranteils eher als Leckerlie und nicht als vollwertige Ergänzung zu sehen. Jedes kommerzielle Nassfutter enthält bereits mehr als genügend Vitamine.

Abwechslung ist in freier Wildbahn für Katzen rar gesät und es ist nicht ungewöhnlich, dass für mehrere Wochen nur Maus auf dem Speiseplan steht. Dieser Ernährungsrhythmus ist allerdings nicht ohne Weiteres auf die Fütterung im Haus übertragbar, denn gerade bei Fertigfutter ist Abwechslung notwendig. Die vorgefertigten Nährstoffmischungen, die dem Futter beigemengt werden, können unausgewogen sein und so könnte das Füttern einer einzelnen Futtersorte Mangelerscheinungen auslösen. Deshalb ist es zur Vorbeugung ratsam, 3-4 verschiedene Nassfuttersorten im Wechsel zu geben.


Möchte man nicht voll barfen, dann kann man einmal in der Woche einen Rohfleischtag (bis zu 20% Rohfleisch können unsupplementiert gegeben werden) einrichten.


Obwohl Nassfutter genügend Feuchtigkeit liefert, sollten Wassernäpfe in der Wohnung aufgestellt werden. Alternativ bieten sich Trinkbrunnen an, da viele Katzen anscheinend fließendes Wasser bevorzugen. (Hinweis: Es ist als Alarmzeichen zu werten, wenn die Katze trotz ausschließlicher Nassfutterfütterung sehr viel trinkt.)
Viele Katzen mögen gechlortes Leitungswasser  und den daraus resultierenden Geruch nicht und bevorzugen deshalb eher abgestandenes Wasser mit „natürlichem Aroma“ aus Tümpeln, Teichen, Pfützen etc. Dies ist nicht gesundheitsschädigend. (Hinweis Aquarienwasser: Es schadet einer Katze nicht, dann und wann einen Schluck Aquarienwasser zu trinken. Allerdings ist die Keimdichte höher als im normalen Teichwasser und der Nitratwert oft zu hoch.)

Beiwerk zum Nassfutter

Obwohl der Tauringehalt in kommerziellen Nassfuttersorten als ausreichend einzustufen ist, schadet es nicht, 200-500mg Taurin (in Pulverform und unbedingt mit Wasser versetzt, denn sonst reizend)  über das Futter zu geben. Katzen können Taurin nicht selbst herstellen und haben verglichen mit dem Menschen einen enormen Taurinbedarf. Taurin kann (bis auf spezielle Herzerkrankungen) im Falle der Katze nicht überdosiert werden; überschüssiges Taurin wird problemlos mit dem Urin ausgeschieden. Eine bessere Fellqualität ist ein häufig erzieltes Resultat.
Zusätzlich zur Steigerung der Fellqualität kann auch Bierhefe oder Lachsöl gegeben werden.

 Milch, Eier, Fisch usw.

Katzen reagieren nicht prinzipiell mit einer Unverträglichkeit auf Kuhmilchprodukte. Um Muttermilch verdauen zu können, sind Kitten mit dem Enzym Lactase ausgestattet, das Milchzucker (Laktose) in Galaktose und Glukose aufspaltet. Die Bildungsdauer dieses Enzym hängt quasi von der „Stillzeit“ ab. Bekommt das Kitten keine Muttermilch mehr, wird auch die Lactaseproduktion eingestellt.
Wird der Katze jedoch auch nach dem Abstillen Kuhmilchprodukte angeboten, ist sie problemlos in der Lage, den enthaltenen Milchzucker zu spalten und kann die Milch folglich auch verdauen. Hat die Katze für längere Zeit keine Milch mehr bekommen, können Verdauungsstörungen auftreten.
Kuhmilchprodukte (ein wenig geriebener Käse, Quark, Joghurt) können (verdünnt) serviert werden, jedoch sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass sie als vollwertige Mahlzeit und nicht als Getränk zu werten ist.

Rohes Eiweiß sollte Katzen nicht oder nur in geringen Menge gegeben werden. Das im Eiklar enthaltene Avidin, bindet Biotin, ist resistent gegenüber Verdauungsenzymen und kann bei übermäßigem Genuss einen Biotinmangel hervorrufen. Durch Kochen wird Avidin zerstört.
Eigelb ist reich an Vitaminen, kann jedoch bei übermäßiger Gabe in Kombination mit Fertigfutter eine Übervitaminisierung hervorrufen.


Bestimmte Fischarten enthalten das Enzym Thiaminase, dass das lebensnotwendige Thiamin zerstört. Ein Thiaminmangel führt zu neurologischen Störungen und Lähmungen. Kröpfe und Eingeweiden dieser Fischsorten (z.B. alle Karpfenartigen, Hering, Wels) sind besonders reich an Thiamin. Lachs und Forellen gelten als thiaminasefrei.
Logischerweise sollten thiaminasehaltige Fischarten roh nur in geringen Mengen gefüttert oder gekocht gefüttert werden. Thiaminase wird beim Kochen, jedoch nicht beim Tiefkühlen zerstört.


Futter mit Fisch stellt den Halter allerdings noch vor ein anderes gesundheitliches (und ethisches) Problem.
Die Meere sind verschmutzt/verunreinigt mit Unmengen von Plastik; die Schadstoffkonzentration ist enorm hoch und steigt jährlich immer weiter. Fische und Meeresfrüchte speichern diese Giftstoffe, die somit auch ins Katzen- und Menschenfutter gelangen können. PCB und Quecksilber schädigen das Nervensystem und sind verantwortlich für Missbildungen und Tumore.
Zusätzlich sind die Meere stark überfischt; Delfine als bloßer „Beifang“ sterben qualvoll und viele Meeresfische sind mittlerweile vom Aussterben bedroht.

Kräuter, Zimmerpflanzen, Gras
Viele Wohnungskatzen neigen dazu, ausgiebig im Zimmer aufgestellte Pflanzen zu beknabbern. Doch diese grüne Kost kann manchmal schädlich. Nachfolgend findet sich eine bebilderte PDF-Liste mit den bekanntesten giftigen Zimmerpflanzen:


Als Gegenstand dazu eine unbebilderte Liste mit ungiftigen Zimmerpflanzen:


 Bei Kräutern gilt als Faustregel, dass alle Zwiebelgewächse bzw. alle Gewächse der Gattung Allium (Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Porree) für Katzen giftig sind. Auch Schnittlauch zählt zu den Zwiebelgewächsen, jedoch findet sich bzgl. der Giftigkeit von Schnittlauch für Katzen weder Netz noch in der Literatur eine verlässliche Quellenangabe. 

Katzenminze und Baldrian sind für Katzen ungefährlich.

Ein Schälchen Zyperngras (Katzengras) sollte für Wohnungskatzen immer bereitstehen. Anscheinend unterstützt es die Verdauung und hilft Haarballen zu beseitigen. Häufig wird das Gras allerdings nicht vollständig verschlungen, sondern lediglich angeknabbert. Neuere Forschungen legen die Vermutung nahe, dass Katzen dadurch kleine Mengen an Folsäure zur Blutbildung herauslösen. (Hinweis: Manchmal können Grashalme im Rachen steckenbleiben. Diese sollten keineswegs herausgezogen werden, denn dadurch kann die Speiseröhre geschädigt werden. Der Halm sollte durch den Tierarzt entfernt werden.)

Achtung!

Folgende Dinge können bei Verzehr tödlich für die Katze sein oder heftige Nebenwirkungen mit sich bringen:

-          Schokolade
-          Rosinen
-          Kakao
-          Avocado
-          Zwiebelgewächse
-          Weintrauben
-          Steinobst bzw. Obstkerne (Pflaume, Aprikosen, Kirsche etc.)
-          Nachtschattengewächse (Paprika, Tomate, Kartoffeln, Auberginen etc.)
-          rohe Bohnen
-          Nikotin
-          Teebaumöl


Zusammenfassend gilt Folgendes:
Bei menschlichen Ärzten gilt selbige Regel wie bei tierischen Ärzten: Sie sind Menschen, die umfassend akademisch gebildet wurden, aber sie sind keine allwissenden Halbgötter, deren Ratschläge man unhintergefragt ins eigene Gedankenrepertoire übernehmen kann und die die Absolution für völlige Kritiklosigkeit darstellen.


Man muss lernen, e i g e n s t ä n d i g zu denken. Etwas, was die Mächtigen aller Zivilisationen ihren Untertanen versucht haben allmählich abzutrainieren.
Das, was ich geschrieben, kann ebenso falsch sein, wie der H*piep* und R*piep*C*piep*-Ratschlag vom TA. 
Die Realität soll der Maßstab sein und ist der einzig objektivste. Man muss beobachten, was eine Katze in freier Natur frisst. (Insofern sie kein akuter Beuteverweigerer ist. ;))

Und das sind – faktisch und objektiv bewiesen - fleischhaltige Beutetiere, reich an tierischen Proteinen und arm an Kohlenhydraten wie Nagetiere und Vögel, deren (bereits aufgeschlossenen) Mageninhalt, hin und wieder ein paar Insektensnacks und dann und wann einige Grashalme, um den Folsäurebedarf zu decken. 
Und das Ganze ohne Kräutergartennirvana, Chemielaborbüffet und Kohlenhydratozean. Aber auch beim Nassfutter gibt es Qualitätsunterschiede, auf die geachtet werden muss und selten sind die liebevoll präsentierten Futterdöschen in Lila und Grün das Gelbe vom Ei. 


Katzen, die in Wohnungshaltung leben und somit keine Gelegenheit haben, sich selbst ihre Nahrung zu besorgen, sollten also Nahrung erhalten, die diesem natürlichem Vorbild nachempfunden ist (gilt allerdings auch für Freigänger).
Die logische Konsequenz daraus dürfte nicht allzu schwer sein. 

Haustiere sind keine Vasen, die genügsam auf einem Mahagonitischchen ihr Dasein fristen können und nur ab und an abgestaubt werden müssen. Sie sind keine Spielbälle menschlicher Unterhaltung, die man einfach in die Ecke werfen kann, wenn man keine Lust mehr hat. Sie sind echte Lebewesen, die nicht unter, sondern mit dem Menschen leben. Und sie verdienen es wirklich, dass man sich näher mit ihren Eigenarten und Besonderheiten auseinandersetzt. Und das lohnt sich.

Zum Abschluss seien dem geneigten Leser noch einige weiterführende Internetlektüre (auch in Englisch) serviert:

http://www.etodog.com/THESE%20RESEARCH%20PAPERS.pdf (Eine englische Zusammenfassung von älteren Studien, die sich mit den Nachteilen von Tierfutter generell befassen.)
http://rawmeatcatfood.com/2010/08/16/the-dry-cat-food-crisis/ (Informativer Trockenfutterartikel einer Barfseite.)
http://www.wer-weiss-was.de/faq192/entry2262.html (Wissenschaftlich sehr fundierter Artikel.)
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/5970/1/Frenk_Marina.pdf (Dissertation. Besonders interessant die Abschnitte “Trockenfutter und Flüssigkeitsaufnahme” und CaOx-Risiko.)
http://www.katzenforum-schweiz.ch/phpBB2/download.php?id=12678 (Schweizer Katzenfutter-Test zur Übermineralisierung, wird als PDF-Dokument geöffnet.)
http://jeb.biologists.org/content/214/6/1039.full#R22 (Englische 2-Jahres-Studie; Original.)
http://blaue-samtpfote.de/barf/barf.html (Züchterseite zum Barfen und artgerechter Ernährung.)
http://miauinfo.de/2011/03/vegetarischesveganes-katzenfutter-eine-kritische-betrachtung/ (Kritische Betrachtung veganer/vegetarischer Katzenfuttersorten.)
http://www.cuxkatzen.de/html/harnverlegung.html (Erfahrungsbericht zum Harngrieß.)


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© Text: Nutrirsi


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Für diesen zweiteiligen Gastbeitrag bedanke ich mich SEHR! Ich hab dadurch sehr viel gelernt und ich schätze mal, euch wird es genauso gehen :) 
Liebe Verfasserin, vielen Dank, dass Du Dir die Mühe gemacht hast ♥